#199 | Die spannenden Sechs

Im Mittelpunkt der Demokratie steht der Mensch. Klingt gut. Funktioniert aber nicht von alleine. Also schauen wir uns mal einige Menschen an, die genau das möglich machen.

Ausgabe #199 | 26. Oktober 2023

Die spannenden Sechs

Geneigte Leser*innen dieses Newsletters sind darauf gefasst, dass es zu Beginn gerne mal die ein oder andere Kurve braucht, bis wir uns dem zentralen Thema annähern.

Heute wollen wir anders vorgehen und gleich zum Kern der Sache kommen. Ohne Girlanden und Geschichten:

„Im Mittelpunkt der Demokratie steht der Mensch.“

Das gilt für alle Formen, Farben und Variationen der politischen Teilhabe. Und in vollem Umfang auch für alle Arten von Beteiligung.

Viel zu oft sprechen wir über Prozesse, Formate, Methoden, Prämissen, Vorhaben, Ergebnisse.

Und sehr selten über Menschen, die in diesen Prozessen funktionieren sollen. Die Formate durchlaufen sollen. Die Methoden annehmen sollen. Die Prämissen akzeptieren sollen. Die Vorhaben bestätigen und Ergebnisse liefern sollen.

Die institutionellen Rahmenbedingungen erwarten häufig genau das.

Und deshalb sind Menschen immer wieder nur Objekte von Beteiligungsvorhaben, die andere für sie geplant, gestaltet und organisiert haben.

Viele Missverständnisse und Frustrationen beruhen genau auf diesen vermeintlichen Sachzwängen.

Das ist der Grund, warum dieser Satz so banal klingt, und doch einen so grundlegenden Perspektivwechsel bedingt.

Im Mittelpunkt der Demokratie steht der Mensch.

Das bedeutet auch, in Beteiligungsvorhaben die Menschen nicht als Objekte oder „Mitzunehmende“ zu sehen, sondern als Subjekte und Träger wie Treiber der Prozesse.

Die Menschen in den Prozessen in den Fokus zu nehmen, kann unsere Perspektive ändern oder zumindest erweitern.

Das gilt auch für die Menschen hinter den Prozessen.

Denn da gibt es viele, die mit diesem Ansatz Beteiligung planen, organisieren oder moderieren.

Und deren Leistung auch viel zu selten gewürdigt wird.

Deshalb möchte ich Ihnen heute sechs ganz unterschiedliche Menschen aus unterschiedlichen Teilen Deutschlands vorstellen.

Sie bilden eine großartige Vielfalt eben auch bei den Beteiligungsmacher*innen ab.

Und sie haben eine Gemeinsamkeit.

Da ist zum Beispiel Astrid Köhler. Die studierte Politikwissenschaftlerin hat zunächst als Kommunikationsberaterin in der freien Wirtschaft gearbeitet. Auch heute berät sie noch: Im Auftrag der Stadt Hamburg unterstützt sie Behörden und Bezirke bei der Durchführung von Beteiligungsprozessen. Dort setzt sie sich genau dafür ein: Menschen wirksam werden zu lassen. Doch Beteiligung ist für sie nicht nur Beruf. Ehrenamtlich berät sie zudem für das Kompetenzzentrum Bürgerbeteiligung auch andere Kommunen und Interessierte zu Guter Beteiligung.

Martin Müller lebt im tiefen Süden der Republik und auch für ihn stehen die Menschen im Mittelpunkt. Besonders gern bringt er Menschen zusammen. Der gelernte Diplom Pädagoge hat früher für den Städtetag Baden-Württemberg Beteiligungskompetenz aufgebaut und vor einiger Zeit die Lebenswerke Stuttgart GmbH gegründet, die Verwaltung, Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Politik menschenfokussiert berät und begleitet.

Auch Nils Jonas hat eine spannende Biographie. Er engagierte sich schon früh ehrenamtlich bei Mehr Demokratie e.V. für Demokratieentwicklung. Arbeitete schon vor fast 15 Jahren im Bereich Online-Beteiligung und baute später in Potsdam ein bundesweit beachtetes Modellprojekt kooperativer Bürgerbeteiligung auf. Heute gibt er wunderbar teilnehmerzentrierte Fortbildungsseminare – und ist seit einigen Jahren in der Berliner Senatsverwaltung mit der strategischen Entwicklung von Beteiligung auf Landesebene beschäftigt.

Mohamed ZakZak kam vor vielen Jahren als unbegleiteter Flüchtling aus dem Libanon nach Deutschland. Und er bereichert seitdem unsere Gesellschaft um viele Erfahrungen, Kompetenzen und Visionen. Er ist zertifizierter Anti-AggressivitätsTrainer, Traumapädagoge und systemischer Berater, arbeitet intensiv zu den Themen „Clankriminalität“ und „Gewaltbereite arabischstämmige Jugendliche“ sowie delinquenten Jugendlichen, aktuell auch als Integrationsbeauftragter der Stadt Pforzheim.

Mitten in Nordrhein-Westfalen, in Solingen, ist Evelyn Wurm zu Hause. Sie arbeitet in der städtischen Stabsstelle Bürgerbeteiligung. Ihr Credo ist die die aktive und transparente Einbindung von Bürgerinnen und Bürgern in die Gestaltung der Zukunft. Besonders gut gelang ihr das während der Corona-Pandemie, als sie in schwierigen Zeiten unermüdlich Dialogformate mit frustrierten Bürger*innen und der Verwaltungsspitze organisierte.

Wolfram Britz war ursprünglich Krankenpfleger. Er hatte wie viele andere einen kritischen Blick auf das Gesundheitswesen. Und er hatte Ideen. vor allem aber: Das Interesse, gemeinsam mit Menschen an einer besseren Gesundheitsversorgung zu arbeiten. Und an besserer Lebensqualität in seinem Umfeld. Eines führte zum anderen und schließlich wagte er den Schritt: Er kandidierte als Oberbürgermeister in „seiner“ Stadt Kehl. Und die Menschen wählten ihn. Seit 2022 organisiert er nun bürgerorientierte Verwaltung.

Das sind sechs unterschiedliche Menschen mit spannenden Geschichten und spannenden Ansätzen.

Es gibt viele, die sich ähnlich engagieren. Mit der klaren Perspektive:

Im Mittelpunkt der Demokratie steht der Mensch.

Warum ich ausgerechnet diese sechs Menschen hier vorstelle?

Weil ich nicht nur die Ehre und das Vergnügen habe, sie alle zu kennen.

Sondern seit vergangener Woche auch die Chance, mit allen gemeinsam zu arbeiten. Alle sechs sind, ebenso wie ich, in den Vorstand des neuen Fachverbandes Bürgerbeteiligung gewählt worden.

Der ist noch keine zwei Wochen alt, hat schon über 100 Mitglieder und wächst täglich weiter.

Das ist ebenso erfreulich wie nötig.

Tausende Menschen sind in Deutschland im Bereich der Bürgerbeteiligung tätig.

Lange Zeit hatten diese Menschen keine Interessenvertretung, die ihr Wissen bündelt, ihre Erfahrungen aufbereitet und sie Politik und Gesellschaft zur Verfügung stellt.

Genau darum geht es den Gründern – und den ehrenamtlichen Vorständen: Sie wollen den Nutzen der Bürgerbeteiligung für Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit erkennbar machen.

Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit den Mitgliedern und eben ganz besonders mit den sechs Menschen, die ich heute vorstellen durfte.

Ich bin mir sicher, dass wir uns bei vielen Themen streiten werden.

Ich hoffe sogar darauf. Denn Debatten sind der Treibstoff der Demokratie.

Und davon brauchen wir eine ganze Menge.

Haben sie Lust mit uns daran zu arbeiten?

Denn lade ich sie ein. Werden Sie Mitglied. Jetzt. Hier. Denn im Fachverband Bürgerbeteiligung gibt es nicht nur sechs, sondern schon hundert spannende Menschen.

Und egal, wie viele es sind: Ohne Sie sind es nicht genug.

Ich freue mich auf Sie!

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